40 Jahre Aids-Hilfe Schweiz

Andreas Lehner ist ein souveräner Typ. Heute aber ist er etwas hibbelig: Das 40-Jahre-Jubiläum der Aids-Hilfe Schweiz steht bald an – ein grosser Anlass im Landesmuseum mit Fachtagung, Foodtrucks, Performances, Bars und anschliessender Party. Lehner, Geschäftsleiter der Aids-Hilfe Schweiz, moderiert den Anlass und ist auch in die Organisation involviert.

Erster Gedanke: Was, die Aids-Hilfe Schweiz (AHS) ist bereits 40 Jahre alt? Mit minimalem Budget erreichte die Organisation damals maximale Bekanntheit: Ihre originellen Kampagnen bleiben bis heute im Gedächtnis hängen.

Doch seit der Jahrtausendwende hat sich die Situation rund um HIV deutlich verbessert: Früher steckten sich in der Schweiz über 3000 Menschen pro Jahr an, heute sind es weniger als 500. War ein HIV-Patient damals hoch ansteckend und hatte eine Lebenserwartung von etwa zehn Jahren (National Library of Medicine, 2025), so hat das Virus heute – bei richtiger Behandlung – kaum mehr Einfluss auf die Lebensdauer. Auch die Neuansteckungen sind stark gesunken.

Entsprechend hat sich auch die Rolle der Aids-Hilfe Schweiz verändert. Andreas Lehner, seit 2014 bei der AHS und seit 2018 Geschäftsleiter, hat die Fachorganisation grundlegend transformiert und damit auf das veränderte Umfeld reagiert: «Die Zuwendungen sind in den letzten zehn Jahren um rund 50 Prozent zurückgegangen», sagt er. Die Organisation musste Mitarbeitende entlassen, heute arbeiten rund 20 Personen dort. Der Auftrag ist inzwischen breiter geworden: Es geht nicht mehr nur darum, Ansteckungen zu verhindern, sondern Menschen mit HIV ein Leben lang zu begleiten – und sich für gesundheitliche Chancengleichheit einzusetzen.

Gleichzeitig erlebt auch das Spendenwesen einen grundlegenden Wandel weg vom Brief, hin zur digitalen Welt. Und genau darüber wollen wir heute sprechen.

Die digitale Spendenanfrage eröffnet neue Möglichkeiten

«Als ich sah, dass die digitale Rechnung eBill auch für Spenden genutzt werden kann, wollte ich das für uns haben», sagt Lehner. Die AHS war die erste Organisation, die eBill Donations einsetzte. «Es war mir sofort klar, dass hier ein Game-Changer kommt.»

Die Vorteile lagen auf der Hand: «Man spricht Spenderinnen und Spender genau im richtigen Moment an – nämlich dann, wenn sie Zahlungen tätigen», erklärt Lehner. Mehr als die Hälfte der Schweizer Haushalte nutzt heute eBill: «Damit ist die Abdeckung für uns mehr als ausreichend.»

Die Spendenanfrage über eBill erscheint im selben Postfach wie eine Rechnung, gekennzeichnet durch ein spezielles Symbol – mit oder ohne fixen Betrag. Die Nähe zu den Spenderinnen und Spender führe zu einer überragenden Konversionsrate von 26 Prozent: Jeder vierte versendete Spendenaufruf führt also zu einer Zahlung. Zum Vergleich: Beim Spendenbrief ist es nicht einmal jeder zehnte. 

«Wir platzieren die Spendenanfragen jeweils Ende Monat im eBill Postfach», so Lehner, «also etwa dann, wenn viele Leute ihre monatlichen Zahlungen erledigen.» Der Spenden-Profi schätzt insbesondere die Flexibilität: «Heutzutage musst du schnell reagieren können. So haben wir auch schon an Sonn- und Feiertagen Spendenanfragen via eBill verschickt, die nur Minuten später bei den Spenderinnen und Spender angekommen sind. Über eBill ist das möglich.»

Der durchschnittliche Spendenbetrag über eBill Donations liegt bei der AHS bei rund 65 Schweizer Franken – vergleichbar mit postalischen Wegen. «Normalerweise werden über digitale Kanäle kleinere Beträge gespendet. Auf Instagram zum Beispiel sind es fünf bis zehn Franken», sagt Lehner.

Für die Einrichtung von eBill Donations ist ein Drittpartner notwendig. Das sei unkompliziert, so Lehner. Allerdings lohne sich das System erst ab einer gewissen Grössenordnung, die sie jetzt erreicht haben: Die AHS verfügt inzwischen über gut 1000 registrierte eBill-Spenderinnen und -Spender – Tendenz steigend. «Unser grosser Postversand Ende Jahr umfasst 200’000 Adressen. Wenn wir die alle auf eBill bringen, wird es sich richtig lohnen», sagt Lehner.

Spenderinnen und Spender behalten stets die Kontrolle

Damit die Aids-Hilfe Schweiz eine Spendenanfrage über eBill zustellen darf, müssen Nutzerinnen und Nutzer die Organisation freischalten oder zustimmen, dass das Hilfswerk sie überhaupt angehen darf. «Hier leisten wir derzeit einen grossen Effort», sagt Lehner.

Im Unterschied zum Spendenbrief enthält der eBill-Spendenaufruf nur wenig Informationen. «Man kann zwar einen digitalen Prospekt in Form eines PDF mitsenden». Für Lehner sei aber die Markenbekanntheit viel entscheidender: Wer das AHS-Logo sieht, soll sofort denken: «Das kenne ich, das ist eine gute Sache, dafür spende ich.»

In der Hilfswerksbranche habe sich inzwischen herumgesprochen, dass eBill Donations Potenzial hat, so Lehner. Weil die AHS eine Pionierin ist, wird er oft um Rat gebeten. Das freut ihn, aber er betont zugleich: «Je mehr Organisationen eBill nutzen, desto wichtiger wird es sein, mit überzeugenden Inhalten hervorzustechen.»

Lehner pflegt eine schöne Tradition: Bei Spenden über 500 Schweizer Franken bedankt er sich mit einem handgeschriebenen Brief. Ob er das bei digitalen Spenden ebenfalls tun wird, weiss er noch nicht: «Viele Menschen schätzen beim digitalen Spenden gerade die Anonymität – da braucht es Fingerspitzengefühl.»

Text: Simon Brunner, Ammann, Brunner & Krobath AG